Der Krieg wird abends verloren. Abends ist die Zeit des Stillstands und der Leere. Und abends ziehe ich mir Kartoffelchips rein und Schokolade und Gummibärchen und Bier. Was soll man auch sonst tun? Die Sonne ist untergegangen, die Geschäftigkeit des Tages ist aus den Straßen gewichen und alles, was bleibt, ist Passivität. Ob es das Leuchten des Bildschirms ist, das einen in den Bann zieht, oder die Seiten eines Buches, nur noch der Kopf arbeitet schwächlich, indem er ein paar letzte Sinneseindrücke verarbeitet. Das Leben wird virtuell und dumpf und der Gang zum Kühlschrank erscheint plötzlich wie der Weg zurück in die Lebendigkeit. Süße, Säure, Salz, die Welt wird kurz wieder real. Und dann kommt das Schuldgefühl und die Erkenntnis, dass auch Geschmack nur eine virtuelle und flüchtige Erfahrung ist, denn niemals schmeckt man so ganz, mag man sich auch noch so auf seine eigene Zunge und den eigenen Gaumen konzentrieren. Man kann fast sagen: Je mehr man hinschmeckt, desto weiter weg fliegt die Essenz des Geschmackes, so wie wenn man eine weiße Wand ansieht und versucht eine dieser durchsichtigen Schlieren in der Peripherie des Blickfeldes zu fixieren. Sie fliegen immer wieder weg und es gibt nichts, was man dagegen tun kann.
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