Schwarzer Sumpf

Short Stories

Henning erzählt

Wie’sch hier gelandet bin? Kannisch Ihnen sagen. Dat weißisch noch, als wäret gestern gewesen. Solsche Momente vergisst mannisch. Die prägensisch eim ein, fürs Leben. Schwa mit zwei Kumpelz unterwegs gewesen. Nach der Schull hamma uns imma in der Stadt rumgetrieben. Zu Hause waja keina. Die Eltern hammja gearbeit dammalz, nö? Waja schon so. Hier, auch die Mamma! Meine wa Sekrötärin. Beim Installatör. So wadat. Jedenfallz wa’isch mit zwei Kumpelz unterwegs, wie gesagt. Mim Rönnee und mim Machmutt. Gute Kumpelz wandat. Mit dem ein habbisch noch Kontakt. Mim Machmutt. Der hat eine Teppichwäscherei jetzt, oben in Riehl. Der waja dann auch mit mir im Faein, kurze Zeit. Der Rönnee? Weisisch nisch, wat mit dem is. Den habbisch aus den Augen verloren. Der is dann zur Bundeswehr und dann hat sisch dat verlaufen. Isja so, manchmal. Ja, jedenfallz hamma uns da rumgetrieben, oben, kurz vor dem Dom, da. Da wa noch ein Kinno gewesen, dammalz. Wissense noch? Da gab es doch diese kleine Kinnos, eins auf der Schildergasse, da unten, ungefähr Höhe Nordsee, da bisschen weiter, nö? Dat andre, dat wada oben auf der Hohe Straße kurz vor diesem Durchgang, wissense? Da bei den schicken Geschäften, der Durchgang von der Hohe Straße da zum Früh, Frühs Brauhaus da. Da ungefähr, bisschen weiter unten wa auch ein Kinno. Dat wa fast genauso wie dat andre, so zwei, drei kleine Säle, und am Nachmittag eben nix los. So, wir da natürlisch imma hin, als kleine Pimpfe, zwölf, dreizn, oda wat wir da wan. Und da hamma dann probiert, in die Filme ab seschzn zu kommen. Dat ging ja bei den großen Kinos nisch. Daham die imma kontrolliert. Abba bei den kleinen, ja, dat wa denen doch egal. Die wan froh, wenn da übahaupt eina saß am Nachmittag. Wat hamma uns dammalz angeguckt? Irgendwat mit Schwazznegga oda so, nö? Sowat, solsche Sachen. Jedenfalls wan wir da beim Kino gestanden, nö? Der Rönnee und der Machmutt und isch. Und der Film, der hat irgendwie nonnisch angefangen oda so. ‚Schweiß gannisch mehr genau, wat da wa. Jedenfallz wa nonnisch Zeit reinzugehen. Oda vielleicht wa es auch nach dem Film. ‚Schweißes nisch. Auf jeden Fall standen wir, da wa so eine Eingangspassage, nö, so, wo die Filmbeschreibungen hängen und die Zeiten, dann kommt noch dat Kabuff mit den Tickets und dann gedet rein, also so vorne, kurz vor der Straße, so ein bisschen zurückgenommen. Da hamwa gestanden. Und dammalz waja auch noch nix los, nö, während der Woche, da. Auf der Hohe Strasse, da waja nix los, da waja tote Hose im Großen und Ganzen, nö, so dat man da auch gut in Ruhe ein bisschen sten konnte und da is eim keina auf den Sack gegangen. Jedenfallz, wir sten da rum und laban, wie gesagt, weißisch nisch mehr, ob dat vor oda nach dem Film wa. Und irgendwann kommen da so zwei, isch sag mal, wie et is, nö, so zwei Schwatte an. Nee, nisch hier Afrikana, nee, nee! Nein, keine Afrikana, sondern einfach so Ölaugen, Schwattköppe, Türken auf Deutsch gesagt. Und die wan bestimmt, nö, die wan ein Kopf größer als wir, also seschzn, sibzn, so wat in Art, nö? Hatten auch schon so Schnäuza gehabt. Eina zumindestens. Weißisch nisch mehr so genau, is ja auch egal. Und, nö, dann weiß man ja, wie dat läuft. Wir, die Kleinen, die Dreikäsehochs, da wittan die Größan, die wittan da natürlisch eine Schankse, sisch mal ein bisschen abzureagieren, nö? Kannte man ja schon! Kannte man ja schon vom Sportplatz oda so, solsche Spielschen, nö? Hier zeig mal den Ball, kriegste abbanisch zurück, und dann stehst da, nö? Hat man ja alles schon erlebt. Abba da, an dem Tag, dat wa andas. Dat wa andas. Dat wannisch mehr spielerisch, wissense? Dat wannisch mehr so neckereimäßig. Dat wa ernst. Die ham uns dann da also angequatscht nach der Manier so, wer seid ihr, welche Schule und so? Da wussten wir natürlisch schon, wat uns da blüht. Abba du kommst jannisch raus aus der Situation, nö? Also, pipapo, dat ganze Spiel, wie alt seid ihr, welche Schule, wat macht ihr hier? Und wir da probiert, ruhig zu bleiben und brav die Antworten gegeben. Und ’schweiß gannisch mehr, wie dat dann kam, nö, ob die da einfach so, oda ob die eine Ausrede hatten, oda wat weißisch, ob die irgendwie pseudoprovoziert getan ham, jedenfallz irgendwann stelln die uns so quasi an die Wand und haun uns eine runta. Also nur dem Rönnee und mir. Dem Machmutt nisch. Weil der waja quasi auch Türke. Dat hammdi auch so klar gesagt, so, du bis draußen vor, du bisja quasi ein Landsmann, auch wenn du hier mit denen rumhängst. Abba die beiden, nö, die Kartoffeln. Und zack, hattema die nächste hängen. ‚Schweiß nisch, ’schab misch ja schon gerauft und alles, nö, abba ’schwa jetzt kein brutala Kerl gewesen, also isch, dat wa imma alles spielerisch, wie gesagt, im Kindergarten oda dann auch in der Grundschule oda so, da hat mannsisch in den Schwitzkasten genommen oda so, abba du hast dich jannisch rischtig geprügelt, du hast ja keim ins Gesicht gehauen oda so, nö? Und eine Ohrfeige, die habbisch vielleicht mal vom Fatta bekommen, dat was. Der wadda nisch so. Abba da, da standema mit dem Rücken an der Wand von diesem Kinnodingen da und die haun uns eine nach der nächsten runta, nö, so rischtig feste auch. Und, nö, der Rönnee und isch, ’schmein, wie gesagt, wenn du dat noch nie erlebt hast und so, da hamma halt da rumgeheult. Wat willste machen? Und der Machmutt, der stand ganz beklommen, stand der daneben, nö, hat auf den Boden geguckt. Wir konnten ja nur drauf warten, dat die endlich abhaun. Ja, da, in diesem Moment, also nisch direkt in diesem Moment, so kurze Zeit späta, nö, als wa’uns dann widda beruhigt hatten und isch dann auch allein im Bus nach Hause gefahn bin und so, da habbisch mir gesagt, so, dat wadat einzige und dat letzte Mal! Dat lassisch, dat macht keina mehr mit mir! Nimmalz! Dat wa eine rischtige Demütigung, wadat. ‚Schmeine, isch waja unschuldig beziehungsweise konnte uns ja keina wat vorwerfen, nö, vor allm ises ja sowwiso zwecklos, wenn eina ein Kopf größa is. Abba dat hat misch, ’schweiß nisch, ’schab misch da so rischtig ausgeliefert und feige gefühlt und mir gedacht, hättest du doch bessa mal zurückgeschlagen, auch wenn es dann noch schlimma geworden wäre. Abba einfach so für dat Selbstwertgefühl. Da habbisch mir gedacht, nee, dat daf nie widda passieren so, dat, dat wa gar kein gutes Gefüll, jetzt hier rischtig, falsch, hin oda her, dat interessiert ja keinen, nö? Die großen Pädagogen da, die mit ihrer Pazifismusleia und so, die stenjanisch daneben. Und wennse daneben stünden, dann könntense auch nix machen, weil, wat willste denn gegen solsche Knallköppe machen außa zurückzuhauen? Dat ismir dann alles späta klar geworfen, nö? Wir wanja so erzogen im Geist der Achtundsechziga, hier so Gewaltfreiheit und erst mal reden und so. Abba wat willste denn mit solschen Leuten reden, nö, da gibbet nix zu reden. Die sind darauf aus, die legen es darauf an und dann musst du gucken. Naja, wie gesagt, dat wa der Moment, wo’isch im Grunde entschieden hab, natürlisch nisch, nö, ’schwill jetzt Profi werden. Dat kannste ja nisch wissen! Dat kannste ja nisch wissen, ob dat klappt. So weit habbisch nisch gedacht. Abba ’schbin dann kurze Zeit späta zu mein Eltan, nö, vor allem zu meim Fatta, meine Mutta wada skeptischa, und hab zu meim Fatta gesagt, hier, hör mal! Von der Sache habbisch nix erzählt, nö, dat wa mir auch peinlich. Hab einfach gesagt, hier so, Pappa, kannisch mal ausprobieren, hier so in einen Boxfaein zu gehn. Und da hat der nix gegen gehabt. Der hat sisch gefreut, nö, der hat sisch wascheinlisch wie die meisten gedacht, bessa im Faein als auf der Straße. Damit hatter ja unbewusst ins Schwatze getroffen. Ja, und dann habbisch misch da angemeldet und dann, nö, ’schwa imma schon schnell, nisch so der kräftige, eher der schnelle Typ. Abba dat mit der Kraft, dat kommt ja dann. Da machste ja dann jede Menge, nö, da machste ja Liegestütze und Seilspringen und alles bis zur Vergasung. Und wenn die Reflexe, dat is dat, wat, isch sag mal, die Reflexe, die Koordination, diese Komponente, ja, die’s viel schwera, die kannste nur bis zu eim gewissen Grad übahaupt dir antrainieren, wenn du die nisch schon hast, nö, dat is viel schwieriga aufzubauen. Für misch wadat imma leicht, hier so Flickflax und so Gedöns, isch hatte da imma schon, nö, so wie so ein Händschen für, so eine Begabung. Die Sportlehra und so ham imma gesagt, geh doch mal hier, nö, Sommerzirkus und hier und da, und ’schab da nie Bock drauf gehabt. Hab einfach so wie alle Fußball gespielt, nö, vorher. Auf jeden Fall, da hat sisch halt schnell gezeigt, ’schabe dafür ein Händchen und dann, ja, dann ging dat so weiter im Grunde. Dann binnisch drangeblieben. Dann machste da erst mal nur Seilspringen, bisschen Pratzntraining, Sandsack. Und dann so, mit fünfzn, seschzn, nö, dann, wenn sisch dann zeigt, dat is hier noch bessa geworden und auch der Charakta, der lässt, du brauchst eine gewisse Resistenz natürlisch. Und dat waja genau der Grund, warummisch dahin bin, nö, weil isch gemerkt hab, die habbisch, weil sonst hättisch janisch selbst diese Entscheidung getroffen. Andre wan da so viel laxa unterwegs, nö, die ham gesagt so, nee, ’schwill ganisch hier mal in den Ring oda so, isch mach dat hier aus Spaß. Und die wan dann auch alle früha oda späta widda weg, nö? Kamen natürlisch andre dann, abba, nö, du brauchst, wie man sagt, ein Kämpfaherz. Dat brauchste. Und dat hattisch halt. So, und so geht dat dann wie gesagt über körpaliches Talent, und dann hat sisch dat so aufgebaut. Dann machste deine ersten Ammatörkämpfe, hier so Jugendturniere, nö? Und dann wird dat imma größa so, also die Region, wo du untawegs bist. Erst biste dann so in der Stadt, dann biste so im Landkreis, nö, dann irgendwann Bundesland. Und irgendwann biste dann, wennes gut läuft, auf den deutschen Meisterschaften, nö? Und da habbisch misch dann auch, da habbisch dann, äh, beim ersten Mal habbisch da, glaubisch, den vierten Platz gemacht, und beim zweiten Mal, dann noch als Ammatör, also hier, hier Jugendammatör habbisch dann gewonnen einmal. Beim dritten Mal wa es dann, da habbisch misch dann verletzt, dat is dann nisch, da binnisch ausgeschieden. Und dann wa‘isch aus der Jugend raus und ja, ’schmaches jetzt kurz, Sie wissen ja, wo es hingeführt hat. Sehense ja! Abba entscheidend, wasse gefragt ham, am Ende, warum is dat Ganze so gekommen, wie es gekommen is, dat wa dieser eine, ja, wat wadat? Dat wa nisch mal ein Tag, dat wa, nisch mal eine halbe Stunde. Da is die Entscheidung dann, durch diese vielleicht zwanzig Minuten da vor dem Kinno, dat, dat wa am Ende der ausschlaggebende Punkt gewesen, nö? Wegen dem is dat dann alles ins Rollen gekommen, nö? Undisch sag mal so, ähm, wenn man sisch dann späta, nö, dann liest man ja und hört und guckt, nö, also jetzt saggisch mal, in der Sportart, da muss man sisch ja dann, um imma auf dem Laufenden zu bleiben, mit der Geschichte beschäftigen, mit den großen Kämpfan von früha und so. Und da zeigt sisch, die ham eigentlich alle solsche Erlebnisse gehabt, nö? Da wadat noch hamlos. Die wurden teilweise rischtig da zusammengeschlagen, obbet jetzt vom Fatta wa oda auf der Straße oda wo auch imma. Oda ob die hässlisch wan und gehänselt wurden oda Pickel hatten, da is imma so eine Art, isch sag mal Stachel, nö, der da wirkt und dat Ganze befeuert. Sonst geht dat ganisch, wie gesagt. Bei den Profis, wüsste isch wie gesagt jetzt ganisch, wer. Ausnahmen vielleicht, die dann, saggisch mal, nisch wat irgendwie erlebt ham oda so und trotzdem dann so in den Sport reinkommen sind und dann da erfolgreich wan. Abba dat is, glaubisch, wirklich die Ausnahme, nö, die meisten, ob dat jetzt der Teissn is oda der Hollifillt oda der, der Dschosch Foamän, habbisch mal gelesen, nö, der is da auch, äh, in ruppigen Fahältnissen aufgewachsen irgendwo da in den Südstaaten oda wodder herkommt. Wie gesagt, die hamda alle irgendwas. Und wissense, wat dat Beste is? Dat is ja auch typpisch widda, so is ja dat Leben, nö? Dat Leben is dir ja imma einen Schritt voraus, saggisch mal. Gut, isch beschwer misch jetzt nisch. Im Gegenteil! Abba dat Lustigste is, nach diesem Nachmittag, der ja wie gesagt eigentlich den Ausschlag gegeben hat, warumisch dann so, isch nenne es mal, wehrhaft, werden wollte, nö, danach gab es übahaupt nie widda so eine Situation. Wissense, watisch meine? Vielleicht, weillisch dat dann schnell schon ausgestrahlt habe, so, mit mir nisch, Leute! Oda wat auch imma. Abba ’schabe da nie widda, is mir da eina, nö, auf die Pelle gerückt. Und auch so, wie’sch dat im Faein und so mitbekommen hab, nö, denen is dat eigentlich auch nisch passiert, wennse es nisch darauf angelegt ham, nö? Solsche Knallköppe gibt es ja imma, in jeddm Faein, die dat dann suchen. Da können die Traina noch so oft sagen, so, hier, dat wird nisch ohne Grund irgendwie da draußen angewendet, dat is auch gefährlich von der Gesetzeslage und so weiter, Sportsgeist und, äh, nisch auf Schwächare. Und da können die reden, wie sie wollen, es gibt imma ein oda zwei in so eim Faein, die dat dann suchen und, nö, dat dann auch nach draussen tragen. Abba wie gesagt, bei mir, da hattisch natürlisch auch gakein Bedürfnis mehr für, nö, könnense sisch ja denken. ‚Schbin froh, wennisch mal die Füße hochlegen kann und nisch im Training bin oda sogar im Vorbereitungskemp, nö? Dat is ja Tortur, is dat ja, da ge’isch ja nisch noch irgendwie, da ge’isch ja nisch noch nach Feierabend in die Dissko und mach noch weita. ‚Schbinjanisch bescheuat. Ja, dat is, glaubisch, so die Geschichte, nö? Dat könnense im Grunde auch alles so übanehmen. Werdense natürlisch kürzen, abba ja, mehr kannisch dazu auch nisch sagen, nö? Da is auch nisch viel mehr in der Tiefe. Also, ’schab dat jetzt natürlich nie aufgearbeitet, züchologisch oda ob dat dann doch noch ein andan Grund hatte oda obbes nur Zufall wa. Für misch is dat im Grunde die Erklärung, datisch da, vor diesem Kinno da, mit zwölf, dreizn gemerkt hab, oda mir gedacht hab, nee, so nisch, Leute! Dat könntir mit andan machen, abba nisch mit mir! Und der ganze Rest hat sisch dann wie gesagt alles so ergeben, nö? Gut, dann, packema es, oda? Dat Training watet nämlisch.


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